Lebensmittel günstiger erhalten
Statt selber Kochen: Essen „retten“ mit der App Too Good to Go
Mit dieser App kann man Essen „retten“: In vielen Städten entsorgen Restaurants oder Läden Essen, das übrig geblieben ist. Hier springt die App Too Good To Go ein und vermittelt an Kunden mit schmalem Geldbeutel. So bekommt man das Essen viel günstiger. Hier meine Erfahrungen damit sowie allerdings auch einige Gedanken zum Prinzip dahinter.
An manchen Geschäften findet sich solch ein Schild bzw. ein Aufkleber an der Ladentür: Dieser Laden (hier ein Bäcker) ist für Too Good To Go verifiziert. Jetzt fehlt einem nur noch die App, eine kostenlose Registrierung darüber und die Bereitschaft, auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Nach der Bestellung und Bezahlung via Paypal kann man sich dann seine Brötchen zu einem viel günstigeren Preis abholen. Aber der Reihe nach:
In meiner kleinen Wohnung besitze ich natürlich eine ebenso kleine Küche. Mit meinen Kochkünsten ist es wahrlich nicht weit her und groß kochen kann und will ich hier eigentlich auch gar nicht. Zudem ist bei mir Schmalhans auch noch Küchenmeister und ich kann natürlich nicht jede Woche in ein Restaurant oder zumindest Bistro spazieren bzw. mir Speisen kredenzen lassen.
Vergünstigtes Essen per App retten
Aber ich bin ja ein Fuchs! Ich habe die App „Too Good To Go“ ausprobiert, die übersetzt ungefähr so viel bedeutet wie „Viel zu gut um (es, das Essen) wegzuwerfen“. Statt Schnittchen mit Gürkchen, statt Tiefkühlpizza gibt es bei mir nun hin und wieder hochwertiges Essen aus Restaurants, Bistros und vom Bäcker. Obgleich: Schnittchen mit etwas Gemüsebeilage, vielleicht ein Ei darüber, sind nun nicht zu verachten. Aber dies wird ja recht schnell langweilig, so dass hier etwas Abwechslung gut tut:
Mein Bäcker hat sogar gebrandete Tüten, die an jedem Abend bereits gut gefüllt hinter der Theke stehen und derzeit für 3,5 Euro verkauft werden – natürlich nur an Nutzer, die zuvor per App bestellt hatten.
Das Prinzip: Viele Läden wie Restaurants, Bäcker, Tankstellen (-Bistros) oder Imbisse müssen an jedem Ende eines Tages Nahrung wegwerfen, da diese am darauf folgenden Tag eben nicht mehr verkäuflich ist.
Und hier springt die Smartphone-App in die Bresche: Verkäufer melden einen Überstand dort an und angemeldete Nutzer können dies dann sehen. Bei Interesse kann der Nutzer das Paket (je nachdem, was angeboten wird) über die App bestellen und auch gleich bezahlen (via Paypal, Kreditkarte, GPay, Sofortüberweisung). Nachmittags oder Abends, manchmal am Morgen kann das Essen dann abgeholt werden. Oftmals empfiehlt es sich, gleich Plastikdosen („Tupperdosen“) mitzubringen. Eine Art Grundgebühr gibt es hier übrigens nicht. Die Vermittlung ist für den Nutzer völlig kostenlos. Nur die teilnehmenden Unternehmen müssen offenbar je Portion etwas an den Anbieter dieses Service zahlen.
Das Prinzip nennt sich dann „Essen retten“. Tatsächlich wird so einer Essensverschwendung entgegen gewirkt und zwar ohne großen logistischen (bzw. abschreckenden) Aufwand. Ich selbst tue mich mit dieser hehren Begrifflichkeit „Lebensmittel retten“ etwas schwer. Etwas Kritik dazu in meinen Gedanken am Ende des Artikels. Mein Bäcker um die Ecke hat mich nun jedenfalls als regulären Kunden „verloren“. Ich komme jetzt nur noch abends vorbei.
Hier einmal meine jüngste Ausbeute: Fußläufig zu erreichen gibt es bei mir ein Bistro, welches jeden Tag einen bestimmten Mittagstisch anbietet. Am Vormittag bestellt man mit Too Good To Go und kann die Speisen dann ab 14 Uhr abholen. Denn der Laden hat kurz zuvor bereits schon die Tische abgedeckt. Heute gab es Schnitzel mit Kartoffelgratin, dazu eine Kartoffelsuppe, ne Bockwurst, einen Salat und die Verkäuferin packte mir noch ein belegtes Brötchen oben drauf. Das ganze hatte mich dann 3 Euro gekostet. Bisher war ich tatsächlich immer überrascht, wie viel ich für relativ wenig Geld bekommen habe. Und je war es Essen, welches just zuvor noch deutlich mehr gekostet hatte. Mit der App gibt es dies zum min. halben Preis. Aber dies hängt auch immer vom jeweiligen Geschäft ab. Meiner Erfahrung nach wird hier aber nicht zu viel versprochen.
Die Corona-Virus-Krise und Too Good To Go
Aus aktuellem Anlass: Während der Krise durch den Corona-Virus sind fast alle Restaurants, Cafés und dergleichen geschlossen. Einige bereiten weiterhin Essen zu – jedoch natürlich mit der Prämisse, dass dieses nur ausgeliefert werden darf oder dass nur ein Verkauf außer Haus gestattet ist. Auch einige Hotels haben offenbar weiterhin geöffnet und einige Küchen mancher sind ja ebenfalls bei Too Good To Go registriert.
Hier erweist sich die App als äußerst nützlich. Denn dieses System stand bereits lange vor Corona und viele Anbieter und Kunden sind darüber bereits verknüpft. Inwieweit hier ein Verkauf über die App in Zeiten der Epidemie möglich ist bzw. inwieweit es in der eigenen Region noch Läden gibt, bei denen man darüber Essen bekommt, muss mittels der App ermittelt werden. Vermutlich werden die Angebote geringer sein und diejenigen, die noch anbieten können, werden dies nicht mehr zu den stark reduzierten Preisen tun (können) wie vor dem Corona-Virus, was völlig nachvollziehbar ist.
Tatsächlich gibt es in meiner Region nun eine neue Funktion in der App „WeCare“. Jetzt kann man jederzeit auch Speisen zu den regulären Preisen bestellen bzw. über das Programm bezahlen und dann im Laden abholen. Diese Angebote sind natürlich nicht bzw. kaum limitiert wie die übrig gebliebenen. Der Vorteil hier auch das Bezahlen. Es ist bequem via PayPal möglich. Auch wird in der App Too Good To Go nun auch darauf hingewiesen, dass man bitte die Bestätigung bei Abholung der Speisen selbst vornehmen soll („swipe“).
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Bestellvorgang
Zunächst lädt man sich die App Too Good To Go aus dem Appstore herunter. Für Android-Handys geht’s natürlich über Google Play. Fürs Iphone gibt es die App ebenso. Ich nutze die Version für Android. Nach dem Startvorgang muss man sich mit seiner E-Mail-Adresse registrieren und (soweit ich mich erinnere) dies auch noch einmal per Aktivierungslink bestätigen.
Ja und dann kann es gleich ans Abgreifen – Entschuldigung – natürlich Retten gehen. Die App registriert durch den Standortdienst die derzeitige Position und listet dann entsprechend diverse Bäckereien, Restaurants und dergleichen auf. Anstelle einer Auto-Positionierung kann man aber auch einzelne Läden auf einer Karte auswählen. Dies ergibt dann Sinn, wenn man eine Reise plant und schon einmal schauen möchte, was es dort vor Ort ggf. zum reduziertem Preis gibt, wenn der Hunger kommt. Bei meinem Gerät muss aber der Standortdienst in den Handy-Einstellungen aktiviert sein, ansonsten lädt es und lädt und nichts erscheint.
Wie man auf dem Bild sieht, erhält man gleich eine schöne Liste mit Angeboten und man sieht natürlich auch die Preise (zumeist mindestens um die Hälfte günstiger) der Essen. Zudem ist die jeweilige Entfernung zum Geschäft angegeben. Hat man eine Karten-App installiert (z. B. Google Maps oder Osmand) kann man sich gleich dort einen Pin setzen lassen, damit man weiß, wo man hin muss.
In den App-Einstellungen muss man zudem eine Zahlungsmethode festlegen. Denn man zahlt nicht bar im Geschäft: Man bezahlt vorher schon in der App Too Good To Go. Im Restaurant, beim Bäcker, im Bistro muss man später nur noch die Viktualien abholen. Die Leute warten schon, denn sie müssten ja Bescheid bekommen, wenn jemand etwas per App bestellt hat.
Ich hatte bereits sehr bequem via Paypal zahlen können. Hier geht dann der Browser auf, wo man sich auf Paypal einloggen- und dort die Bezahlung bestätigen muss. Per eingegebenen Kreditkarten-Daten geht es noch einfacher. Aber ich bin mit meinen Kreditkarten-Daten auf dem Handy etwas vorsichtig. Ich möchte das Bezahlen in Zukunft wieder via Paypal veranlassen bzw. über den Browser via Passwort. Zahlen kann man auch mittels „Google Pay“ oder „Sofort“. Diese Dienste nutze ich jedoch nicht.
War alles in Ordnung, erhält man eine Erfolgsmeldung: »Du hast gerade Essen davor gerettet weggeworfen zu werden« Das Prinzip der App ist ja, gegen Lebensmittelverschwendung anzukämpfen – zumindest wird es so kommuniziert. Ich selbst freue mich aber eher mehr darüber, Geld gespart zu haben.
Hat man nun ein bestimmtes Essen / Reste für den halben Preis via App bestellt, wird unten in Too Good To Go ein „Kaufbeleg“ eingeblendet. Dieser ist wichtig, denn man muss ihn im Laden vorzeigen bzw. am Smartphone öffnen. Nach der Übergabe der Speisen muss der Beleg weggeswiped werden, also per Fingerwisch bestätigt werden. Dadurch registriert das System / der Server von Too Good To Go eine erfolgreiche Abwicklung. Daher ist es auch wichtig, dass man im Ladengeschäft Internet fürs Handy hat! Ohne Datenvolumen / ohne W-LAN kann keine Bestätigung erfolgen. Ich weiß nicht, inwiefern dies für das Restaurant oder den Bäcker oder wo auch immer man dann gerade steht relevant ist – vielleicht insofern, dass diese ansonsten keine Auszahlung vom Anbieter dieser App erhalten und dies natürlich monieren.
Nach der Bestellung gibt es übrigens noch eine Bestätigung per E-Mail. Außerdem erhält man noch eine Rechnung per Mail.
Hinweis: Ab Kauf wird die Zeit herunter gezählt und es wird angezeigt, in welchem Zeitfenster man vor Ort sein sollte. Diese Zeit sollte man also nicht verpassen. Diese wird vorher aber auch klar kommuniziert und man kann abschätzen, ob man es überhaupt zur Übergabe schafft. Das Abholen am nächsten Tag ist aber nicht! Das Ticket würde in diesem Fall verfallen.
Bis zu einer gewissen Zeit kann man aber seine Bestellung direkt in der App stornieren, wenn man merkt, dass man die Abholung doch nicht schaffen wird:
Falls du deine Bestellung doch nicht abholen kannst, kannst du sie bis zu drei Stunden vor Beginn der angegebenen Abholzeit direkt über den Kaufbeleg stornieren.
Funktioniert wohl nur in größeren Städten
Ich selbst wohne in einer recht großen Stadt. Insbesondere im Innenstadtbereich gibt es viele Anbieter, die mit Too Good To Go kooperieren. So bietet zum Beispiel ein Hotel jeden Morgen an, dass man sich nach dem Frühstücksbuffet mit den vielen Resten eindecken kann. Bestellen muss man per App am Abend zuvor. Aber die Innenstadt ist recht weit weg. In meinem Stadtteil gibt es aber auch noch den ein oder anderen Laden.
Hauptsächlich sind dies Bäcker. Denn gerade hier dürften jeden Abend viele Brote, Brötchen, Kuchen anfallen, die am nächsten Tag nicht mehr verkaufbar sind bzw. weggeworfen werden müssten. Für die Dinge auf dem Foto hatte ich 3,5 Euro bezahlt. Eigentlich nicht übel. Doch leider mag ich Kuchen und den ganzen Süßkram nicht sonderlich. Das hatte sich für mich nicht so sehr gelohnt wie bei dem Bistro in der Nähe hier in der Stadt, wo ich mir hin und wieder ein recht üppiges Mittagessen zum halben Preis hole. Der Bäcker hatte die Tüten ja schon gepackt. Es ist ein „Überraschungspaket„.
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Wer also in solchen Städten wie Berlin, München, Hamburg und dergleichen lebt, kann hier also eine Menge sparen, denn hier dürfte die Auswahl an kooperierenden Partnern viel höher sein als in kleineren Städten. Doch auch eine kleine Auswahl kann ja bereits seinen Reiz haben.
Eine beliebte Kette, die in vielen Städten vertreten ist und bei der man sich Essen viel günstiger abholen kann, ist Nordsee. Hier gibt es die Snacks (also die Fischbrötchen) oder aber die Menüs zu viel günstigeren Preisen als sie es im „Normalverkauf“ sind. Das sind dann Reste, die wahrscheinlich abends weggeworfen werden müssten. Aber der nächste Nordsee ist recht weit weg und gegen Abend bin ich nicht mehr in der Innenstadt. Trotzdem würde ich dies auch gerne einmal probieren. Schlecht wird es dann wohl aussehen, wenn man spontan kaufen möchte: Meist muss man schon einige Stunden vorher ordern. Schnell ist das Kontingent ausverkauft.
Es gibt auch einige eher ausgefallene Teilnehmer am Programm. Hier in der Nähe gibt es beispielsweise einen Bierfachmarkt, der allerlei Spezialitäten anbietet. Hin und wieder werden davon als bunten 6er-Träger auch einige Biere kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum in die App eingestellt. Den Laden habe ich bei mir in den Favoriten (eine recht hilfreiche Funktion) und sehe dann schneller, ob wieder einmal ein aktuelles Angebot vorliegt. Das selbe gilt auch für ein Sushi-Restaurant. Das ist nämlich recht gefragt (in der App), so dass die Angebote häufig schon ausverkauft sind. Hier muss man früh buchen:
Nichts für spontane Käufe
Zeit ist Geld heißt es häufig. Dies trifft auch hier zu: Wenn man Zeit (zum Planen) hat, kann man mit dieser App recht viel Geld sparen. Hat man aber Ad hoc Hunger, wird einem dieses Prinzip meist nichts bringen: Zwischen Bestellung und Abholung liegen meist viele Stunden. Und möchte man kurz vor dem eigentlichen Termin zum Abholen bestellen (weil man genau jetzt Hunger hat), sind die meisten Angebote meiner Erfahrung nach alle schon weg. Um z. B. um 19:45 Uhr bei Nordsee einige Snacks vergünstigt kassieren zu können, müsste man bereits Mittags oder spätestens Nachmittags buchen. Wer planen kann, kann hier also am meisten sparen. Für spontane Aktionen ist Too Good To Go nicht so geeignet, was aber auch nachvollziehbar ist.
Verborgene Läden
Es gibt übrigens eine eher versteckte Funktion: „Verborgene Läden“. Hierfür benötigt man einen Code, um offenbar gewisse Läden freischalten zu können, die als Insider gelten. Wie man an solch einen Code heran kommt? Vermutlich nur über persönliche Beziehungen (zum Personal). Der Vorteil: Durch solch einen eher exklusiven Zugriff hat man weniger Käuferkonkurrenz bzw. weniger ausverkaufte Sonderangebote.
Wenn man ohnehin einige Lieblingsrestaurants hat, in denen man auch regulär verkehrt, könnte man beim nächsten Besuch einfach einmal nachfragen, ob diese nicht zufällig auch ans Too-Good-To-Go-Netzwerk angeschlossen sind. Das selbe gilt natürlich auch für Bäcker und dergleichen. Vielleicht hat man hier Glück und es handelt sich um einen dieser mysteriösen verborgene Läden?
Anders herum: Vielleicht wird einem dies dann aber erst Recht nicht verraten. Denn warum einen treuen und (voll) zahlenden Kunden gegen einen eintauschen, der nur einen Bruchteil zahlt? (Siehe auch meine Gedanken zum Prinzip dahinter.)
In den Kommentaren meint eine Leserin, dass diese geheimen Läden vermutlich nichts anderes seien als eher Kantinen oder ähnliche größere Essensausgaben, welche primär eher keine privaten Kunden bedienen. Vielleicht hält man sich diese Option aber einfach nur als eventuelle Schnittstelle in der App frei.
Bewertungen
Es gibt auch eine Bewertungsfunktion direkt in der App: Man geht hierzu in den Einstellungen auf „Kaufbelege“ und tippt dann den gewünschten an. Oben rechts befindet sich dort ein Stern-Symbol und hier kann man nun eine Bewertung für den entsprechenden Laden abgeben. An sich natürlich eine gute Sache, denn wie aus anderen Erfahrungsberichten hervor geht, sind die Erfahrungen zu bestimmten Läden von geteilter Meinung (oft wird ein für den Preis unzureichendes Angebot kritisiert [» die man im Zoo den Flusspferden hätte besser geben können «] oder gar ein nicht mehr vorhandenes Angebot [» storniert weil drei neue Kunden gerade gekommen sind «]). Dummerweise werden diese Bewertungen den anderen Nutzern nicht in der Übersicht der naheliegenden Läden angezeigt. Offenbar ist dies lediglich eine interne Funktion. Bei derlei Kritik sollte man natürlich immer bedenken, dass das Angebot eben nicht mit einem regulären Besuch der Gastronomie gleichzusetzen ist. Es ist halt eine Tafel light.
Verpackungen mitbringen
Beim Bäcker gibt es ja hier diese Papiertüten. Aber im Restaurant oder am Buffet wäre es wichtig, wenn man seine eigenen Verpackungen mitbringt. Zwar bieten einige Läden auch Einwegverpackungen gegen Aufpreis an. Aber mir widerstrebt dieses Prinzip. Andererseits: Wenn da eine kleine Schlange mit Tupperdosen in der Hand im Restaurant steht, kommt durchaus so eine Art Suppenküche-Gefühl auf. Tatsächlich fühlt man sich dabei vielleicht wie bei der Tafel. Und sicherlich ist dies (dieses Erscheinungsbild) – als Kritikpunkt – ein Kontra-Argument für Betreiber von Restaurants, am Verteilen von Resten aus der Küche teilzunehmen.
Gedanken zum Verteilen von Reste-Essen
Eben bin ich ja schon kurz etwas in Gedanken versunken, was das Prozedere rund um die App anbelangt. Zunächst bin ich aber natürlich ein großer Freund davon: Es ist eine Win-Win-Situation. Too Good To Go ist sozusagen ein „Makler“, der zwischen (überschüssigem) Angebot und Nachfrage vermittelt. Der Anbieter kümmert sich darum, dass interessierte Läden inserieren können und kümmert sich um deren Bezahlung. Gleichzeitig hat der Nutzer bequem per App die (zeit-) genaue Übersicht darüber, was es wo zu welchem reduzierten Preis für ihn zu holen gibt.
Natürlich wird auf diesem Wege klar gegen eine Lebensmittelverschwendung entgegen gewirkt. Dass Lebensmittel nun „gerettet“ werden, möchte ich hier als Kritik aber nicht bestätigen: Ich selbst verzehre sie ja. Es bleibt am Ende nichts übrig und nichts ist gerettet. Diese Argumentation ist natürlich ein Blümchen und mir geht es bei diesem Prinzip primär um das Sparen: Ich bin ein Geizhals, ein Pfennigfuchser, ein fauler Städter mit schmalem Geldbeutel: Durch die App erhalte ich eine Leistung für die ich selbst weniger tun musste als z. B. der Landwirt und das Küchenpersonal. Gerettet werden könnten auf diesem Wege allerdings die Lebensmittel, die ich nun nicht mehr anderweitig kaufe (z. B. im Supermarkt) – indem diese entsprechend weniger produziert werden.
Etwas anderes sieht es bei Fleisch bzw. tierischen Produkten aus: Hier empfinde ich durchaus eine Art „Rettung“ doch eher in Richtung Wertschätzung. Es stimmt schon: Es ist krass, wie viel davon am Ende eines Tages entsorgt wird.
Das Essen in der Tupperdose hat mich 3 Euro gekostet. Ich hätte es mir ohne der Too Good To Go App – bzw. zu einem nicht reduzierten Preis – gar nicht geleistet. Das kann auch heißen, dass reguläre Kunden das reguläre Angebot – dank App – ausschlagen bzw. ggf. von nun an nur noch nach Küchenschluss kommen.
Denn ich möchte gedanklich mit meiner Kritik noch etwas weiter gehen: Jetzt stelle ich mir vor, ich würde einen kleinen Supermarkt führen und täglich nicht mehr „ansehnliches“ Essen verschenken oder reduziert verkaufen. Dann kämen nämlich Menschen wie ich gar nicht mehr als normale Kunden daher sondern würden stets nur vom reduzierten Bestand zehren. Genau so handhabe ich es ja jetzt auch schon beim Bäcker. Er hat mich als profitablen Kunden verloren, wenn er zu viel „Essen retten“ zulässt. Als Geschäftstreibender bestünde nun also das Risiko, dass ich dadurch zu wenige Einnahmen habe, dass ich den Laden schließen muss und dass am Ende überhaupt kein Angebot mehr vorhanden ist – für niemanden. Ich kann es also auch nachvollziehen, wenn manche Läden – insbesondere Supermärkte – gar nicht an solchen Aktionen interessiert sind oder daran, dass am Ende des Tages gar Essen außerhalb der Tafel verschenkt wird.
Ich heuchle hier nicht: Ich nutze die App aus einem doch recht egoistischen Grundzug heraus und ich würde genau so auch zur Tafel gehen, gäbe es hier keine Bedürftigkeitsprüfung.
Im Falle meines Bistros ist es jedoch so: Dieser Laden bedient eine ganz bestimmte Klientel: Das sind Büroarbeiter, die jeden Mittag kommen. Danach macht das Geschäft zu (und ich stehe vor der Türe). Hier ergibt die Geschichte Sinn. Das selbe gilt auch für das Hotel, welches nach dem Frühstück noch sehr viel Aufschnitt, Salate, Backwaren auf den Tischen liegen hat. Dies müssen sie ja auch, denn dem Gast sollte ja Üppigkeit und Frische demonstriert werden. Sonst drohen lange Gesichter.
Dann muss man sich auch Gedanken über eine steigende Nachfrage machen. Von meinen Freunden, denen ich von dem Programm erzählte, kannte niemand das Prinzip. Jetzt haben sie auch die App Too Good To Go installiert und gewiss werden sie die eine oder andere Bestellung aufgeben. Das bedeutet nun für mich natürlich, dass manche Speisen schneller ausverkauft sind. Will sagen: Steigt die Nachfrage, werden viele Angebote schneller ausverkauft sein. Dem kann dann nur mit mehr Anbietern entgegen gewirkt werden. Aber je höher die Nachfrage an vergünstigtem Essen ist, desto weniger Läden werden doch teilnehmen. Denn diese sind natürlich an einer Nachfrage nach eben nicht vergünstigten Speisen interessiert. Aus rein ökonomischen Gründen ist dieses Thema doch recht differenziert zu betrachten und kann nicht allein mit dem hehren „Essen retten“ und „Lebensmittelverschwendung bekämpfen“ als allein stehendes Pro abgetan werden.
Fazit
Im Moment funktioniert Too Good To Go aber sehr gut: Offenbar sind die Inhaber der Läden zufrieden und ich bin es natürlich auch. Zudem lernt man durch sie noch einige Geschäfte von innen (und durch den Magen) kennen, wo man zuvor nie drin war. Doch theoretisch könnte dies auch das Konzept mancher teilnehmenden Läden sein: Werbung für sich machen und mit einem geringen Kontingent reduzierter Lebensmittel „zahlen“. Dies sind aber lediglich Überlegungen und es gibt ja keine Verlierer dabei.
Übrigens: Eine Alternative wäre noch die App „RESQ“. Doch offenbar gibt es im Moment in Deutschland nur in Berlin und Duisburg teilnehmende Läden. Daher ist sie für mich nicht relevant. Vor einiger Zeit gab es noch die App „MealSaver“ mit genau dem gleichen Prinzip. Offenbar ist diese aber nun mit Resq-Club fusioniert. Für Berlin und Köln gibt es auch noch die App „DiscoEat“, die ich aber nicht ausprobiert habe, da ich dort nicht lebe. Weiterhin gibt es noch einige Food-Sharing Angebote, die auf Privathaushalte setzen. Hier hätte ich aber Bedenken, dass mir da am Ende ein Misanthrop aus heller Freude Strychnin ins Essen mischt. Dies wäre nichts für mich.
Dann noch etwas zu Speisen in Frischhalteboxen: Wie auf meinen Fotos gut ersichtlich sieht ein Gericht, welches einen im Restaurant auf dem Teller (oder auf Produktfotos) in vollster Schönheit anlacht in der Tupperdose weit weniger attraktiv aus. Für viele isst das Auge ja bekannterweise mit und in dem Punkt muss man hier natürlich Abstriche machen: Das Abholen von derlei Speisen ersetzt freilich keinen Café- oder Restaurantbesuch. Hier steht wieder die bloße Ernährung im Vordergrund, weniger eine gewisse Esskultur. Da kann es schon einmal zu „Weißwurst mit Erdbeeren“ kommen.
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Ich vermute, derzeit ist die ganze Geschichte noch so eine Art Geheimtipp und daher läuft es auch. Ich denke auch nicht, dass Restaurants Probleme mit einer zu hohen Zahl an „Zaungästen“ haben werden, denn normalerweise besucht man ein solches ja auch wegen des Service und dem Ambiente. Hier wird es aus rein geschäftlichen Interessen sicherlich keine Probleme geben, wenn zusätzlich noch weitere Kunden sozusagen am Hintereingang mit übrig gebliebenem Essen Schlange stehen. Beim Bäcker könnte dies anders aussehen. Und natürlich kann jeder Anbieter sein vergünstigtes Angebot limitieren (bzw. tut dies freilich). Doch je mehr Menschen dieses Programm nutzen desto rascher werden diese Angebote zum halben Preis eben auch ausverkauft sein und die App ihren Reiz verlieren, den sie jetzt für mich auf jeden Fall noch hat. Ich bin jedenfalls einmal gespannt, wie diese Idee in Zukunft weiter geführt werden kann und wenn ich zu Besuch bei Freunden in einer anderen Stadt bin, schaue ich auch immer einmal, wie denn dort das Angebot aufgestellt ist.
Hi,
also ich nutze diese App auch sehr oft, da ich auch nur sehr wenig Geld habe. Finde wg. Schwerbehinderung seit Jahren keinen Job, habe nur mein Blindengeld und möchte mir aber hin und wieder auch mal was Leckeres gönnen.
Wenn für mich die Möglichkeit besteht, dann mache ich es z. B. beim Bäcker so, dass ich mir die Magic Back kaufe, sie zum vereinbarten Zeitpunkt abhole und dann noch ergänzend was zukaufe. Beispiel: Ich hole mir meine Tüte mit Semmeln, Croissants und Brot ab. Dann liegt noch leckeres Süßes oben an der Theke und ich kaufe ein oder zwei Kleinigkeiten davon dann noch regulär dazu. Oder aber, wir sind zu zweit und da hat’s bloß ein Schokocroissant in der Rettertüte drin. Das wäre für meinen Mann dann unfair und dann kauf‘ ich halt noch eins für die Paar Öcken zum normalen Preis oben drauf.
Ich denke, das ist ein guter Mittelweg. Und wenn man nicht viel Geld hat, bleibt einem oft auch nicht viel Anderes übrig.
Ich habe auf Giga gelesen, dass das mit den verborgenen Läden nix Exklusives in dem Sinne ist, dass z. B. nur reiche Von-Und-Zu-Kunden kommen sollen. Vielmehr ist das gemäß Giga eine Funktion für z. B. Firmenkantinen. Und bei manchen Firmen hat eben nicht jeder Zugriff. Die Angestellten werden dann über dieses Angebot informiert, sodass diese das dann für sich freischalten können.
Ob man das jetzt glauben will oder kann bleibt jedem selber überlassen. Die Story kann ich nicht wider- und auch nicht belegen, ich kann sie nur zur Kenntnis nehmen und grad so wiedergeben wie ich es gelesen habe.
Es ist natürlich krass, wenn das ein Exklusivrestaurant quasi missbraucht für diejenigen, deren Nase denen grad so passt. Soll’s wohl geben, ist traurig genug und ich hoffe, dass diese ‚Verborgene Läden‘ Funktion eh bloß von solchen Essensläden genutzt wird, welche wirklich nicht öffentlich zugänglich sind für z. B. Nicht-Angestellte oder so.
Und im umgedrehten Fall sollte man natürlich von sowas erfahren können (was schwierig werden dürfte), im Glücksfall das dem Team von TGTG melden sodass die dann Schritte einleiten, so nach dem Motto: Hey Feinschmeckerladen – entweder du verbirgst dich nicht mehr und öffnest für alle Käufer oder aber wir werfen dich raus. Würde mich mal interessieren wie das Unternehmen solche Missbräuche behandelt.
LG 😉
Prima! Vielen Dank für das Erhellen, was diese geheimen Läden anbelange!
Klingt super – theoretisch. Nun rechnen wir mal: Nach Abzug von Miete, Strom und Krankenversicherung stehen mir 250,- Euro zur Verfügung.
Ich bezahle davon Kleidung, Schuhe, Reparaturen (Fahrrad), Bücher, Möbel usw.
Den Rest, den ich nicht für Lebensmittel brauche spare ich – obwohl bei 0% Zinsen und 3,8% Inflation da weniger an Kaufkraft herauskommt, als ich einzahle.
Du sprichst Foodsharing von Privatpersonen an. Falls Du die Plattform foodsharing.de und ihre Essenskörbe meinst, habe ich da zwei Ergänzungen.
1. Wenn Du verifizierter Foodsaver bist, kannst Du selbst in kooperierenden Betrieben abholen. Kostenlos. Aber Vorsicht! Als aktiver Foodsaver mit 2-3 Abholungen pro Woche erstickst Du förmlich in Lebensmitteln und bist froh über jede Fairteilmöglichkeit.
2. Bei Essenskörben von verifizierten Foodsavern musst Du dir keine Gedanken über verdorbene oder gar vergiftete Lebensmittel machen. Den Foodsaver-Ausweis bekommt man nur nach Bestehen eines Online-Quiz über Hygiene- und Verhaltensregeln, drei begleiteten Einführungsabholungen und Vorlage des Personalausweises (in der Reihenfolge).
Viele Grüße und frohes Retten – wo auch immer.
Hallo Viktoria, danke für die vielen Hinweise hierzu!
Hallo Thomas, toll Deine Tipps. Werde den Türöffner mir aus einer Speiche nachbauen. Danke.
Wir haben auch schon oft too good to go ausprobiert—–bis auf eine magere Pappbox war alles echt super—in einem real Markt gab es im 5 EUR Bereich einen mix aus Food-nonfood-Drogerieatrtikel im Wert von deutlich über 20 EUR. Haben auch einiges weitergereicht, ist aber zu empfehlen.—
Auch die Seite mundraub.org hat es in sich. Ist aber nur zur Erntezeit interessant. Da gibt es viel Obst for free und legal.
Sogar einige Orangenbäume, Feigen, Aprikosen kann man ernten.
Viel Erfolg weiterhin……..neppomuk
Der Kaufbeleg wird auf meinen Samsung Galaxy S8 nicht angezeigt. Auch bei den Einstellungen unter mehr wird der Kaufbeleg nicht angezeigt. Kannst du mir helfen Thomas. Besten Dank.
Hallo, ein aktueller, gültiger Kaufbeleg müsste sichtbar sein, sofern er nicht durch das Personal „weggewischt“ wurde. Schau einmal in den Playstore, ob vielleicht eine Aktualisierung nötig ist. Denn die App Too good to go ist (leider) auch von den sogenannten „Play Diensten“ abhängig. Eventuell müssten diese aktualisiert werden. Ansonsten weiß ich hier auch keinen Rat.