Lärmbelästigungen
Meine Erfahrungen mit Ruhestörung: Wenn Nachbarn nerven
Ich bin wahrlich eine milde Seele und hatte bisher immer Glück als Mieter. Eine Sache verfolgt mit allerdings schon seit Jahren: Nervende Nachbarn, die nicht merken, wie laut sie da eigentlich tagsüber wie auch nachts sind. Ein kleiner Erfahrungsbericht im Umgang mit der Ruhestörung.
– Eigentlich sind alle meine Nachbarn nette Leut, leider häufig etwas unsensibel, was Lärm anbelangt –
Das ist schön: Die neue Wohnung ist eingerichtet, ein paar Dinge sind noch zu besorgen, doch die Gemütlichkeit ist schon einmal aufgebaut. Man freut sich immer noch, dass man die Wohnung bekommen hat und vergisst jetzt den Aufwand und die Kosten. Doch was ist das? Ein Klopfen. Seltsam. Wird schon aufhören (und tut es diesmal auch). Am nächsten Tag ist es wieder da: Eher leise aber permanent – diesmal den ganzen Nachmittag lang. Davon hatte man bei der Wohnungsbesichtigung einige Wochen zuvor natürlich nichts gehört. Erst konnte man diese Geräusche noch irgendwie überhören. Nach einigen Tagen hat es sich aber bereits eingebohrt und man weiß einfach nicht, was das ist. Man ertappt sich dann sogar dabei, regelrecht darauf zu warten, wenn es nicht da ist. Irgend etwas stimmt hier nicht. Zum Klopfen und Hämmern komme ich gleich. Zunächst noch ein Tipp:
Lärmprotokoll führen
Beschwert man sich beim Vermieter, wird dieser vermutlich zunächst ein Lärmprotokoll anfordern. Ein solches zu führen dauert lange. Man fängt damit am besten so früh wie möglich an. Der Vorteil für einen selbst schon hier: Mittels dem Führen des Protokolls erfährt man, psychologisch gesehen, dass man sich wehren kann. Man tut erste Schritte. Man hat etwas in der Hand und Schwarz auf Weiß. Allein dies hilft einem schon für das eigene Befinden. Ansonsten ist man Lärm ja hilflos ausgesetzt und muss sich via elektronischem Lärmstopp-Kopfhörer (Noise Canceling Kopfhörer) oder Ohrstöpsel helfen. Ganz nebenbei: Eine vermutlich sehr wirksame und vor allem prompt wirkende Guerilla-Methode zur Gegenwehr wäre das Fingieren eines Briefes. Da dies nicht legal ist, gehe ich nicht weiter darauf ein.
Seltsame Geräusche vom Nachbarn
Meinem Nachbarn K. bin ich glücklicherweise schon über den Weg gelaufen. Das scheint mir ein dufter Typ zu sein: Nett und einigermaßen seriös im Erscheinungsbild. Aber was zum Teufel treibt der da? Hat er einen Lehnstuhl, der ständig gegen die Wand schlägt? Hat er gar einen Tick? Irgendwann, eines Abends, fasste ich meinen Mut zusammen und klingelte: »Sage einmal, was ist das nur für ein ständiges Hämmern dort bei dir? Schlägst du gegen unsere gemeinsame Wand?« Nein, jetzt ging es mir auf: Der K. spielt Dart! Er hat eine Dartscheibe an die Trennwand zwischen unseren beiden Wohnungen gehängt und er und seine Kumpels bewerfen diese stundenlang mit schweren Pfeilen, was ungefähr die selbe Lärm-Wirkung mit sich bringt, als würden diese Burschen mit einem kleinen Hämmerchen auf eine Pappscheibe an der Wand schlagen.
Glücklicherweise war K. in dieser Sache kulant und einsichtig – eine Charaktereigenschaft, die mir in den letzten Jahren als Mieter mit Nachbarn häufig leider nicht begegnet ist. Er besorgte sich einen Dartscheiben-Ständer und nun ist das Problem gegessen.
In diesem Fall half es mir übrigens bereits, überhaupt erst einmal zu wissen, was diese Ruhestörung bereitet. Natürlich war es nicht die Lautstärke einer Schlagbohrmaschine. Doch steter Tropfen höhlt nun einmal den Stein. Dieses Argument „Es ist ja nicht so laut“ musste ich mir schon einmal von einem (anderen) Nachbarn anhören. Man könne ja mit einem Messgerät den vermeintlichen Lärmpegel messen und käme auf sehr geringe Dezibel-Werte. Klar. Aber die Frequenz ist es, was einfach auf die Psyche schlagen-, was krank machen kann – zudem natürlich der Ärger über die Rücksichtslosigkeit, die damit einher geht.
Der Action-Freund mit Heimkino
Der Klassiker: Nachbar D. wohnte weiland unter mir (andere Wohnung diesmal). D. schien offenbar ein Cineast zu sein – allerdings ganz sicher kein Freund des Autorenkinos: Bei ihm musste es schon ordentlich Bumsen und alles sollte Feuer fangen, so auch ich. Empathie? Ein Fremdwort natürlich hier zwischen Tür und Angel.
Der Mann malochte die ganze Woche und schob sich dann jeden Abend einen Actionfilm in seinen DVD-Player. Ist ja nicht übel: Auch ich schaue mir gerne einmal zur Zerstreuung so einen Streifen an. Aber ich schließe das Gerät doch nicht an die Stereo-Anlage mit großen Boxen an und drehe den Regler dabei voll auf, wenn ich weiß, dass zwischen einigen Zentimeter Decke unter mir der arme Nachbar sitzt. Genau so wie der Lärm des Nachbarn störte mich dessen Ignoranz, dieser Egoismus.
Die Filme gingen natürlich auch noch nach 22 Uhr weiter und diese Dinger auf dem Bild – Ohrstöpsel – verschiedener Art hatte ich damals das erste Mal ausprobiert. Meine klaren Favoriten sind die guten Hansaplast Ohrstöpsel und diese sind auch heute noch (leider) stets einsatzbereit. Gut sind auch die günstigen Bilsom L. Sie sind in der Größe L jedoch etwas durchlässiger als die von Hansaplast (in Kooperation mit dem Nachbarn selbst getestet und verglichen).
Was bei meinen Ohren leider gar nicht gut funktioniert, sind diese Drops, die man sich nicht einführen darf (hier von „Mack“). Gute Ohrstöpsel lassen sich dünn formen, dann tief ins Ohr einführen und breiten sich darin großvolumig aus. Nahgeräusche (den Wecker) habe ich damit aber immer wahrgenommen. Fernere Geräusche gehen schnell wohlig unter und verschwinden ganz.
Ebenfalls gut sind die Ohrstöpsel „Max“ von »Sanohra«. Sie sind günstiger als die von Hansaplast, halten Lärm aber ebenso fern und drücken ebenso wenig – zumindest was meine Ohren, meinen Test anbelangt.
Wacht man nachts aber auf, weil es drückt, sollte man den Gehörschutz das nächste Mal eine Nummer dünner wählen (zumindest die Firma Bilsom bietet mehrere Größen an). Allerdings sind dünnere Gehörschutz-Stöpsel natürlich weniger „dicht“ gegen des Nachbars Lärm (was bei eh dünneren Gehörgängen jedoch nicht nachteilig sein kann). Ich bevorzuge die Größe L, auch wenn’s manchmal drückt. Größe S bringt bei mir nicht viel. Endlich Ruhe zu haben halte ich für gesünder als etwas Drücken. Ein Satz solcher Ohrstöpsel gehört bei mir natürlich auch auf jeder längeren Zugfahrt dazu. Zum Ärger über derlei Ruhestörung gesellt sich hier immer noch der, wie dreist manche Zeitgenossen bar jeglicher Empathie ihre Umgebung beschallen müssen. Gegen Kindergeschrei habe ich zunächst nichts. Ich hatte als Bub auch geplärrt. Aber Lautsprecher im Zug sind einfach ein Unding.
Übrigens: Irgendwann hörte der Filmspaß des D. glücklicherweise auf. Es gab offenbar Probleme mit der Gattin (ich war ganz Ohr) und die Wohnung wurde bald frei.
Der Musikstudent musiziert permanent
Mein damaliger Mitbewohner S. aus den Studentenzeiten war im Grunde auch eine ehrliche Haut. Ich mochte ihn, weil er ein musischer Mensch war. Ich bin ja nun auch ein musischer (und empfindsamer) Mensch. Dummerweise musste er dies mit einem Musikstudium auf die Spitze treiben. Spielte sein Vorgänger (seines Zeichens ebenfalls Musikstudent) noch hübsche Bach-Werke für Gitarre (ich stellte dann das Radio aus und erfreute mich am Gitarrenspiel, ja ich bewunderte diesen sogar), so hatte S. ein anderes System: Fingerübungen auf der akustischen Konzertgitarre → Ich sage Fingerübungen → Fingerübungen stundenlang → stundenlang Übungen mit Fingern, die bereits solch eine Hornhaut besaßen, dass man damit eben auf einer Konzertsaal-Gitarre eine wahre Kakophonie bis tief hinein ins Nachbarzimmer erzeugte. Ja, das war Kacke. Und erst nachdem ich ihm androhte, ihm in die teure, spanische Einzelanfertigung zu scheißen (ins Schallloch), hörte der Lärm abrupt auf.
Das war aber auch eines der hässlichsten Dinge, die ich je jemanden ins Gesicht gesagt hatte (denn eigentlich mochte ich meinen Mitbewohner). Natürlich muss ein Student der klassischen Konzertsaalgitarre täglich heftig in die Saiten greifen – Aber doch nicht in einer Mietwohnung mit Nachbarn in unmittelbarer Nähe.
Vier Metzger
Einmal hatte ich noch richtig Erfolg mit einer Wohnung: Mein Glück kam eines Tages mit vier Typen daher, die nachts offenbar in einem Schlachtbetrieb vor den Toren der Stadt schufteten. So gegen drei, vier Uhr kamen diese dann regelmäßig das Treppenhaus hinauf gepoltert und diese Männer-WG erfüllte dann auch jegliches Klischee: Besäufnisse, laute Musik, Rufe, Türenschlagen. Das ganze Programm eben. Einer von denen verstand auch etwas Deutsch: Hier erging es mir leider genau so wie mit dem Action-Nachbarn. Keine Chance auf Einsicht, Dialog und Völkerfreundschaft. Also schickte ich einen Brief zur Wohnungsverwaltung bzw. meldete diese regelmäßige und wirklich hässliche Ruhestörung jetzt tatsächlich. Nach einigen Wochen ist diese Klientel dann tatsächlich wieder ausgezogen und ich konnte nach mehreren Wochen wieder ohne Ohropax schlafen.
Schlichtung und Kommunikation
Das mit dem in die Gitarre Kacken war ja nicht ernst gemeint von mir. Das sagte ich ihm später auch. Überraschenderweise nahm der Mitbewohner es ernst. Sie verstehen aber etwas Humor, oder? Wenn möglich (es ist nicht immer möglich) sollte man versuchen, miteinander zu kommunizieren, wenn der Nachbar einfach zu laut ist. Denn häufig weiß er es einfach nicht. Ich hatte mit ihm dann besprochen, wann ich normalerweise ungefähr selbst an der Uni bzw. nicht zuhause bin. So recht wohl gefühlt hatte ich mich nicht dabei. Aber ich wollte das angefressene Verhältnis auch nicht vollends zerstören und lieber etwas Appeasement-Politik betreiben. Dies ist auf Dauer gesünder. Wie bei dem Mieter mit dem Heimkino und seiner Angetrauten hatte ich dann auch wieder Glück: S. hatte einen Proberaum an der Musikhochschule zugewiesen bekommen – zudem auch noch eine Anstellung als Junglehrer fernab der Stadt. Nun sind wir wieder ganz gut miteinander bekannt.
Schutzmaßnahme: Funkkopfhörer tragen
Wie Sie in diesem Artikel noch weiter lesen werden können, bin ich wahrlich ein Geplagter, was Lärm durch Nachbarn anbelangt. Ich habe das Gefühl, dieser verfolgt mich regelrecht, egal wo ich wohne.
Ist derlei Ruhestörung beim Schlaf für mich kein Problem, da es glücklicherweise gute Ohrstöpsel gibt, so ist dies tagsüber anders: Der Lärm ist hier nicht überdurchschnittlich laut, aber eben sehr häufig zu hören. Gegen 18 Uhr kommen die Kumpels von Nachbar T. die Treppe hinauf gepoltert und diese Burschen sind wahrlich keine Trauerklöße.
Was habe ich getan? Den Vermieter nur wegen geselligen Fußballabenden informieren? Das geht leider nicht. Ich setze mir an solchen Tagen einfach solch einen Funkkopfhörer auf.
Die meisten dieser Geräte funken über Bluetooth, was in meinem Fall aber ungünstig ist. Denn ich möchte sie ja an meine Stereoanlage oder an meinen Fernseher anschließen und beide haben kein Bluetooth. Hier gibt es im Handel Geräte, die als „Funkkopfhörer für Fernseher“ angeboten werden. Da hat man zum einen den drahtlosen Kopfhörer und zum anderen solch ein kleines Sendeböxlein. Letzteres stöpselt man dann via Klinkenstecker oder Chinch-Adapter an die gewünschte Tonquelle an.
Solche Funkkopfhörer kann man stundenlang tragen und somit die Außengeräusche ausblenden. Dank "Funkbox" können sie kabellos an jedes Gerät angeschlossen werden, das einen Audioausgang / Kopfhöreranschluss besitzt, also z. B. auch an die alte Stereoanlage.
Meine Kopfhörer stammen von der Firma „Jelly Comb“ und sind ganz passable Geräte (meines hat sogar ein eingebautes Radio). Damit kann ich dann auch den Lärm von Nebenan aushalten. Denn ich höre ihn ja nun nicht mehr. Noch besser dürfte hier ein sogenannter Noise Cancelling Kopfhörer sein. Doch meiner reicht mir schon.
Eigentlich sind diese Funkkopfhörer für Fernseher gedacht, wenn man damit niemanden stören möchte. Bei mir ist es halt genau anders herum. Der niedrige Preis bringt eigentlich nur einen Nachteil mit sich: Die Reichweite ist nicht sonderlich groß. Soll heißen: Gehe ich damit aufs Klo, dann kann es schon einmal sein, dass es etwas zu rauschen anfängt.
Da die besagte Sendebox aber im selben Zimmer in meiner kleinen Wohnung steht, gibt es hier keine Probleme. Wenn es richtig hart kommt, muss ich Ohrstöpsel plus Kopfhörer kombinieren. Damit ließe sich dann jeglicher Lärm aushalten.
mein Anti-Lärm-Kopfhörer „Soundcore“
Edit: Mittlerweile habe ich mir nun doch so einen modernen »Noise-Canceling-Kopfhörer« gekauft. Diese Technik („ANC“) funktioniert so: Kleine Mikrofone am Kopfhörer registrieren Lärm und es wird eine Art unhörbares Rauschen erzeugt. Ich war verblüfft: Diese Sache funktioniert tatsächlich (auch ohne Wiedergabe von Musik)!
Allerdings basiert die Übertragung von Ton hierbei eben auf Bluetooth. Man benötigt zur Wiedergabe ein entsprechendes Gerät (z. B. ein Smartphone). Da ich mir kürzlich für meinen Fernseher so einen TV-Stick gekauft hatte, bin ich nun auch in der eleganten Lage, den TV-Ton darüber an diese Lärmstopp-Kopfhörer zu senden. Wenn ich an meinem Computer sitze, kann ich diesen via Bluetooth mit den Kopfhörer verbinden. Ideal! Es ist schon toll, was sich hier technisch in den letzten Jahren so getan hat.
Dies sind kabellose Noise Canceling Kopfhörer: Sie besitzen ein Modul, welches Umgebungsgeräusche erkennt und aktiv reduziert ("ANC"). Zusätzlich ertönt darüber (optional) natürlich noch die eigentliche Musik / TV-Ton. Die Ohrmuscheln sind genügend groß ("over ear") und schirmen bereits ohne aktiviertem ANC ab. Sie funktionieren an Geräten mit Bluetooth (TV-Stick, Smartphone, Smart-TV, ...). Dies ist eines der bestbewerteten Modelle.
Weiter geht es im Programm:
Hund
Von einem der häufigsten Lärm-Probleme bin ich bisher immer verschont geblieben. Es geht hierbei natürlich um den Hund. Zwar hat mein Nachbar P. auch einen – so eine kleine quickende Fußhupe. Aber die bauliche Konstellation unserer beiden Wohnungen erspart mir hier viel Leid. Am Spion lauschte ich aber häufig, wie Frau O. (sie wohnt unter dem P.) schon häufig hoch kam und sich ob des Bellens beschwerte (Wie ich lauschte, war der Hund den ganzen Tag allein in der Wohnung). Die Beschwerde kann ich nachvollziehen und ich bewundere Frau O.s Courage, mit über 80 Jahren gleich so in die Offensive zu gehen. Ich bin da eher defensiv in der Haltung, was zum einen (langfristig gesehen) ganz gut ist, was von einem selbst allerdings gewisse leid-aushaltende Fähigkeiten und Disziplin abverlangt.
Sommerfrische auf dem Balkon
Einer meiner liebsten Begriffe im Deutschen ist die Sommerfrische. Ich stelle mir unter diesem Begriff natürlich nicht die Hitze oder gar Schwüle gewisser Sommermonate vor, sondern so eine Art Interim zwischen Frühjahr und (bereits gewohnter) Wärme: Frisch ist es zunächst, wenn der nackte Fuß den Balkon betritt, er sich aber bald daran gewöhnt und sich der Rest des Körpers jauchzend in den Balkonstuhl fallen lässt, während draußen am frühen Sonntag die Vögel musizieren und die ersten wirklich warmen Sonnenstrahlen ihren Weg zu mir finden. Ein Eröffnungskonzert!
Dummerweise versteht der alte H. genau drei Etagen tiefer etwas anderes darunter: Sein Opus tönt mir an den schönsten Tagen aus dem Kofferradio – und zwar entweder in Form von „Radio Sachsen“ oder als eine einzige Udo-Jürgens-Best-Of-CD – in Schleife.
Nach zwei Tagen preußischer Disziplin bin ich also erst einmal runter und um das Haus marschiert: Der alte H. beschallte die gesamte Balkonfront! Und jetzt kam mein diplomatisches Talent zum Einsatz, denn zunächst schmeichelte ich dem H. Denn auch die Musik von Udo Jürgens mag ich durchaus. Nach dem Prolog ging es aber gleich über zum nächsten Akt: Ich möchte nämlich an einem Sonntag durchaus droben im Mietshaus auf meinem Balkon sitzen können, ohne die anderen Mieter hören zu müssen:
Beschwerde an die Wohnungsverwaltung
Natürlich widerspricht solch ein Verhalten (nicht meines natürlich) manch Klausel in vielen Mietverträgen (den manche Mieter offenbar überhaupt nicht gelesen haben). Tritt man jedoch mit solch einem Problem an die Wohnungsverwaltung heran, dann wird man häufig
- darauf hingewiesen, erst einmal mit dem störenden Mieter zu reden und
- dahingehend um Mithilfe gebeten, eine Art Logbuch zu schreiben, in welchem Datum und Uhrzeit bzw. Frequenz der Ruhestörung aufgezeichnet wird.
Und der zweite Punkt war in diesem Fall auch mein Argument. Der alte H. ist ein mürrischer Zeitgenosse. Aber er verstand glücklicherweise den Büchsenlauf, den ich da unten im Grünen auf ihn bzw. hinein in seinen Parterre-Balkon richtete.
Jetzt ist es hier – zumindest am Sonntag – ruhiger.
Vielleicht werden Sie mich ob des doch recht lockeren Schreibstils als Komiker brandmarken wollen und meinen, ich spiele derlei Lärmbelästigung herunter. Mitnichten. Bei mir ist es so: Ich versuche es zunächst möglichst mit Humor zu nehmen. Doch drei Stunden Udo-Jürgens-Best-Of in Dauerschleife, welcher ich mich nur durch selbst auferlegtem Balkonverbot und durch geschlossene Fenster im Sommer entziehen kann, sorgt doch für so manch graues Haar und für Ärger über derlei rücksichtsloses Verhalten. Eine sich wiederholende Ruhestörung mit einem Muster (auch wenn sie eher leise ist) machte einfach krank.
Bei der letzten Party meines Nachbarn bin ich eben nicht nachts im Schlafanzug mit Dauerklingeln und Besenstiel aufgetreten, sondern ich schwitzte das Problem zunächst aus (mit den guten Ohrstöpseln). Erst am Nächsten Nachmittag habe ich in Zivil geklingelt und fand den Nachbarn in Unterhose ganz zerknirscht und nüchtern vor. Nun schilderte ich ihm das Problem und brachte ihm bei, dass ich zunächst litt, jedoch kein Spielverderber dabei sein- oder ihn gar vor seinen Kumpels bloß stellen wollte. Psychologisch demonstrierte ich zunächst also ein gewisses Verständnis für diesen Hedonismus (ich erzählte auch von meiner Jugend). Aber dann holte ich natürlich insofern aus, dass dies in Zukunft einfach nicht bei unseren baulichen Bedingungen drin sein kann.
Es wäre also ratsam, am nächsten Tag / erst später als Leidender (was wir ja auch sind) aufzutreten und nicht nachts gleich als Spaßbremse (wie es zunächst oft auf diese Leute wirkt). Man demonstriert also damit, dass man bereits etwas (für deren Spaß) getan hat und dass man nicht bereit ist, dies erneut auf sich zu nehmen. Geht man jedoch gleich unmittelbar ins Gefecht, wird man sofort als Feind wahr genommen und man stößt bei vielen Menschen leider auf Abwehr und taube Ohren. In diesem Zusammenhang muss man ja auch beachten, dass derlei „Party-Nachbarn“ alkoholisiert sind und hier bringt Reden selten etwas. Besser ist, man spricht diese Nachbarn später darauf an und versucht ihnen klar zu machen, dass sie sich falsch verhalten haben.
Rudi Carell im Fernseher und die Oma von nebenan
Diese Überschrift ist etwas irreführend: Zum einen mag ich den Künstler und Entertainer Rudi Carell (mein Lieblingsclip [schön laut aufdrehen]). Zum anderen mochte ich auch damals die Oma von nebenan in einer meiner bisherigen Wohnungen. Das ist eigentlich dumm: Wie Sie vielleicht feststellen, hege ich offenbar häufig eine gewisse Sympathie für meine Peiniger. Doch darauf, Opfer des Stockholm-Syndroms zu sein, lasse ich mich nun wahrlich nicht festnageln: Zumindest in diesem Blogartikel möchte ich ausholen:
Frau M. war damals sicherlich schon über 70 und hörte dementsprechend schwer. Der Absatz wird kurz, denn Sie können 1 (Rudi) und 2 (Oma) schnell zusammen zählen. Das Problem war also folglich jenes: Ältere Röhrenfernseher besitzen teils einen unsäglich blechernen Klang. Diese Dinger müssen noch nicht einmal übermäßig laut eingestellt sein. Das Plastikgehäuse bildet (für eine Lautsprecherbox) einen äußerst fiesen Resonanzkörper und wenn dieser an der falschen Stelle in der Wohnung aufgestellt ist, dröhnt es bis hin zum Nachbarn – in diesem Fall war ich dieser.
Ich war drüben und hatte Frau M. das Problem erklärt. Natürlich wiegelte sie ab. Aber damit hatte die Nachbarin sogar Recht: Man kann als Nachbar nicht erwarten, dass der Fernseher im Flüsterton läuft, wenn die Mieterin nicht mehr so gut hört. Kein Gericht gibt einem selbst da Recht. Immerhin war Frau M. hier wesentlich zugänglicher als mein Action-Nachbar einige Jahre zuvor. Jetzt kam nach einigen Wochen Pein wieder mein Glück: Plötzlich war es nämlich ruhig! Anfangs ist mir dies gar nicht aufgefallen. Was war passiert? Warum diese plötzliche Ruhe? Irgend etwas stimmte nicht. Einige Tage später sprach ich Frau M. im Treppenhaus an (freilich quicklebendig, was denken Sie denn?). Der alte Fernseher wäre kaputt gegangen. Der Schwiegersohn hat einen neuen installiert. Was war ich froh!
Ich habe übrigens noch einen Senior W. als Nachbarn. Der wohnt allerdings ganz unten, zum Glück. Denn der hat bereits zwei Abmahnungen der Hausverwaltung kassiert – wegen viel zu hoher Lautstärke des Fernsehers. Er ist 86 Lenze alt und hört einfach schlecht, was ja in diesem Alter normal ist. Was hat er gemacht? Er hat seinen Fernseher an die Stereoanlage angeschlossen. Die Lautsprecher liegen oben auf der Schrankwand – also ca. einen Meter unter dem Sofa meiner Nachbarin S., die über ihm wohnt.
Jetzt hat er sich zu Hörgeräten überreden lassen. Ich würde es an seiner Stelle zum TV-Schauen eher mit solchen Funkkopfhörern versuchen, die man an jeden Fernseher mit Kopfhörer-Buchse anschließen kann (ggf. mit Klinkenstecker-Adapter). Denn diese Hörgeräte müssen ja ständig aufgeladen werden. Hat man einen modernen „Smart-TV“, dann besitzt ein solcher vermutlich die Funktion »Bluetooth«. Dies ist ein Funkübertragungs-Standard. Und hierfür gibt es dann u. a. Bluetooth-Kopfhörer.
Das Café das plötzlich Dorfdisco war oder: Wohnen in der Innenstadt
Jetzt kommt noch ein Schwank aus meiner Jugend: Damals konnte man als Student noch günstig in einer kleinen Mansarde mitten in der schönen Altstadt wohnen: Da klapperten tagsüber die Pferdekutschen hübsch mit Touristen über das Pflaster. Da gab es abends manch einmal Open-Air-Konzerte vom Marktplatz her zu hören. Kein Problem. So lebt es sich eben mitten in der Stadt. Eine gewisse Lärmkulisse sollte hier akzeptiert sein.
Unten zog irgendwann ein Café ein. Das war ja schön: Aus meinem Fenster konnte ich auf die Kuchenstücke spucken. Dummerweise rechnete sich dieses Konzept in der Gasse offenbar nicht, so dass der Betreiber so eine Art Disco aus dem Laden machte – und zwar mit Fokus auf die Dorfjugend. Plötzlich kam diese Klientel viermal die Woche daher gefahren, um in der Stadt auszugehen – just in der Gasse über meinem Mansardenzimmer, in dem ich wie der arme Poet von Spitzweg versuchte, wenn auch mittellos doch wenigstens in Ruhe zu wohnen.
Dass manche dieser Landwirte an die Rückseite des Standesamtes pinkelten, war eigentlich weniger mein Problem. Dass in dieser Zeit gerade das Rauchverbot innerhalb von Gaststätten galt, jedoch eher. Bis tief in die Nacht brüllten diese Hedonisten vor dem Etablissement herum und da man nun in einer Gasse wohnte, schallte dies ungemein. Hier half kein Fensterschließen. Hier half kein Vergraben des Kopfes im Kissen. Hier halfen nur Ohrstöpsel, wenn man schlafen wollte. Von der Musik, die natürlich bis hoch zu mir ins Bett durch den Altbau dröhnte, wollen wir erst gar nicht reden. Am nächsten Morgen war der Spuk vorbei – vorerst.
Die Hansaplast Ohrstöpsel sind die effizientesten, die ich bisher getestet hatte. Oft viel günstiger als in der Apotheke gibt es sie bei Amazon (häufig im Set zu mehreren).
Wieder hier mein freundliches Konzept: Ich bin spät abends (mehr als einmal) mit der Jogginghose runter in die Kneipe und eröffnete dem M. ( wir kannten uns schon), dass ich jetzt schlafen wolle und dass sein Projekt völlig falsch am Platz ist. Des M.s Angebot zunächst tatsächlich: Ich könne mich doch zur Feiergesellschaft hinzu kollektivieren. Das war schon recht frech. Aber gut: Der muss jetzt natürlich seinen Kredit abbezahlen. Immerhin installierte er später schallschluckenden Schaumstoff oben an den Decken. Wer so etwas bei einer tatsächlichen Lärmbelästigung schon einmal versucht hat, weiß, dass dies nicht viel bringen wird.
Natürlich (und glücklicherweise) war ich nicht der einzige geplagte Mieter in dem Haus und der ehemalige Barista M. merkte dann recht bald, dass er sich da mit seiner Musikkneipe völlig verkalkuliert hatte. Offenbar gingen mehrere Beschwerden bei der Wohnungsverwaltung ein, dass der Laden geschlossen wurde und einer stillen Kunstgalerie wich.
Der Twitch-Streamer
Diese Episode erzählt ausnahmsweise nicht von mir – sondern von einem Freund, dessen Probleme ich sehr gut verstehen kann. »Twitch« ist eine Internetplattform, auf welcher man ein Live-Bild seines gerade laufenden Computerspiels und eines von sich selbst nebst Stimme veröffentlichen kann (auf einfach gesagt).
Mein Freund jedenfalls bezog gerade seine neue Wohnung, als er leider recht früh feststellen musste, dass der Nachbar offenbar einem Beruf nachgeht: Dieser ist sein eigener Computerspiele-Moderator und arbeitet fast nur in den späteren Abendstunden.
Dort wird getrampelt, gesoffen und gebrüllt – stundenlang. Das Problem: Die Wohnungen in dem Mietshaus gehören je anderen Besitzern. Dies sind vermietete Eigentumswohnungen. An wen soll man sich hier mit seinen Sorgen wenden?
Der Freund aus US-Amerika oder: Nächtliche Videotelefonie
Die Tochter meiner Nachbarin S. wohnt im Nachbaraufgang. Von meiner Nachbarin weiß ich beiläufig, dass die Tochter irgendwie eine Beziehung nach Übersee führt. Wenn es hier nachts um Zwei ist, ist bei denen da drüben erst früher Abend: Zeit für ein Videotelefonat mit dem Girl from Germany.
Wer schon einmal solch ein Videotelefonat über das Internet gemacht hat, weiß sicherlich, dass man hier automatisch recht kräftig in das Mikrofon spricht. Und so ist das auch mit der Nachbarin aus dem Nebenaufgang: Wenn das gesamte Haus schläft, wenn die Geräuschkulisse – das Grundrauschen des Tages – fehlt, dann hört man dies sogar aus dem Nachbaraufgang! Man mag es nicht glauben. Erst dachte ich, es käme aus meinem Aufgang. Doch die Quelle sitzt schräg unter mir nebenan. Nicht nur einmal bin ich von den angeregten Gesprächen mit dem Freund, von schallendem Lachen wach geworden. Es sei ihr vergönnt – mich belastet es allerdings.
Nun habe ich keinen Schlüssel für die Haustür nebenan. Ich sehe die Frau auch nur dreimal im Jahr (sie ist ja nachtaktiv). Oben auf dem Dachboden gibt es jedoch einen Durchgang zum Nebenhaus. Den werde ich wohl beim nächsten Mal, wenn es wieder so laut wird, nehmen müssen. Glücklicherweise gab es in den letzten Wochen keine Ruhestörung seitens des Pärchens. Funkstille?
Reisen mit Bus und Bahn
Gerne wird in unseren Medien darauf hingewiesen, wie schön es doch ist, auf ein eigenes Auto zu verzichten und stattdessen einfach mit der Bahn zu fahren. Diejenigen, die so etwas vorschlagen, fahren vermutlich nur in der ersten Klasse – oder eben einfach mit dem PKW. Es ist heute sehr schwer geworden – insbesondere im Regionalverkehr – in Ruhe reisen zu können.
Steige ich in einen Zug, muss ich mich häufig umsetzen, weil irgend so ein lärmender Mensch mit seinem Smartphone und seinen Videos darauf immer dabei ist. Ein eigener PKW ist ein schützender Raum. Dieses wichtige Argument bleibt in unseren Medien und in der Politik leider unerwähnt. Ich denke, dies (die Privatsphäre) ist ein wichtiger Grund, warum viele Menschen lieber das Auto nehmen.
Problem WG und gemeinsamer Mietvertrag
Ich hatte in meiner Studienzeit auch in einer WG mit mehreren Mitbewohnern gewohnt (das war die Mansarde). Juristisch war es bei uns so, dass jeder einzelne als Hauptmieter eingetragen war. Aber alleine konnte man nicht kündigen: Es hätte für eine ordentliche Wohnungskündigung die gesamte WG ausziehen müssen. Traditionell war es so, dass jeder Mieter bzw. WG-Bewohner der Wohnungsverwaltung stets einen neuen Nachmieter vorschlagen musste und danach wurde dieses Zimmer eben einfach übergeben.
Will sagen: Ich konnte mir natürlich einen neuen Nachmieter suchen. Das wäre leicht gewesen, denn die Lage war begehrt und das Zimmerchen nicht teuer. Dem neuen Mieter hätte ich natürlich – zumindest durch die Blume – irgendwie den Grund des Auszugs mitteilen müssen. Natürlich hätte ich so etwas auch verschweigen können. Doch dies wäre genau so asozial gewesen wie sich die lärmenden Nachbarn selbst etablierten. Man fühlte sich in dieser Situation also gefangen. Ein sehr unschönes Gefühl von Hilflosigkeit. In meinem Fall konnte ich die Sache nach einiger Zeit ausschwitzen und der Lärm legte sich irgendwann. Später zog ich tatsächlich aus der WG aus und konnte das Zimmer ohne schlechtes Gewissen übergeben.
Eigentumswohung
Doch man stelle sich einmal vor, man habe sich für teures Geld eine Eigentumswohnung gekauft. Hier kauft man natürlich nicht die Katze im Sack sondern prüft Zustand, Lage und überschlägt ggf. eine gewisse Zukunftsprognose. Die Nachbarn wird man zumeist erst einmal nicht kennen lernen.
Nennen Sie mich spießig, preußisch-überkorrekt und natürlich darf hier das hübsche Wörtchen piefig nicht fehlen! Leider musste ich nicht nur einmal erfahren, wie rücksichtslose, dialog- und kompromissfeindliche Egoisten einem Schlaf und Gesundheit rauben können. Das eigene Heim sollte ein Rückzugsort sein. Als Mieter kann ich natürlich einfach umziehen (was sich ob der prekären Mietlage in den Städten allerdings immer schwieriger gestaltet). Zumindest als Besitzer einer Eigentumswohnung hätte ich hier ein echtes Problem und hier würde ich mich dann tatsächlich recht unbeliebt machen und gleich nach einem gescheiterten persönlichen Gespräch in die Offensive gehen bzw. das gesamte Programm von Melden, Polizei und Anwalt usw. durchziehen.
Subtile Gegenwehr
Wer in der DDR der 1980er Jahre Kind war, kennt natürlich die Fernsehserie „Spuk im Hochhaus“ und dann freilich Frau Mogel und Frau Vogel – die beiden Zicken, die sich permanent bekriegen (Wir winden dir den Jungfernkranz – richtig schön laut die Frau Vogel). Der Frau Mogels Abwehr: Sie kehrt die Exkremente ihres Pudels unter die Mogelsche Fußmatte. Kann man machen. Bringt aber nicht viel – außer noch mehr Ärger mit dem Nachbarn.
Man könnte es aber subtiler angehen. Sie kennen ja noch den Mieter K., der neben mir Dart spielt und dessen Einschläge ich permanent ertragen musste. Wäre dieser nicht so ein höflicher Nachbar gewesen, der tatsächlich mit sich reden ließ, hätte ich zu anderen Mitteln greifen müssen. Ja natürlich: Ich hätte mir auch solch eine Dartscheibe besorgen müssen und dazu einige Bleipfeile. Ich hätte das Spiel mitspielen müssen (natürlich nur dann, wenn der K. selbst ruhen wollte). Vermutlich hätte ich auch Gefallen an diesem Pfeilsport gefunden.
Dummerweise hätte ich dadurch allerdings kein Argument mehr hinsichtlich einer Beschwerde übrig. Das selbe Prinzip kann man auch auf zu laute Musik anwenden. Nachbar T. hört zum Beispiel diese hässliche und dumme Autotune-Räp-Musik, die wie eine Säge durch die Wände geht. So ein Konzert kann man ja dann auch selbst veranstalten. Wenn man aber Pech hat, wird sich der T. überhaupt nicht daran stören, da er vermutlich – allein schon aufgrund seines Musikgeschmacks – nicht so ein feinfühliger Mensch ist wie man selbst.
Eine Lärmbelästigung als Gegenwehr (das Klopfen mit dem Besenstiel klammere ich hier einmal aus) halte ich also für nicht so sinnvoll. Sinnvoll wäre anstatt gleich zu melden:
- Mit dem Nachbarn reden (eher locker doch durchaus mit Falten auf der Stirn)
- Dann mit dem Nachbarn reden
- Krawall-Logbuch schreiben
- Mit dem Nachbar reden
- Nun erst eine Beschwerde beim Vermieter einreichen – und das Protokoll gleich mit abliefern
Gewiss: Dies kostet Zeit und Nerven. Sie werden nicht drum herum kommen, wenn Sie keinen (noch nervigeren) Nachbarschaftsstreit provozieren möchten. Denn dieser wird – auf lange Sicht gedacht – noch unangenehmer sein. Dies wird sich dann nämlich so gestalten, dass Sie bei jedem Ausgang genau überprüfen müssen, ob der Nachbar nicht im Treppenhaus zugegen ist. Zum Lachen! Vermutlich passiert dies täglich bei so manchem Mieter.
Meine Erfindung: Die Lärmschlucker-CD
Ich habe jetzt eine CD, die ich abspiele (MP3 geht auch) und die den gesamten Lärm schluckt! Es handelt sich um bestimmte Frequenzen, die für das menschliche Ohr lautlos sind, die aber alle Störgeräusche überdecken. Der K. von nebenan beispielsweise hat zwar jetzt einen Dartständer in der Stube stehen und ich würde die Einschläge der Pfeile ohnehin nicht mehr hören. Dummerweise lädt er nun ständig seine adoleszenten Kumpels zum Spiel ein und diese Hedonisten krähen, trampeln, johlen und brüllen. Kein Problem für mich: Die CD eingelegt und alles wird ruhig.
Leider war dies nur ein Traum in einer der wenigen ruhigen Nächte. Soweit mir bekannt ist, gibt es so etwas bedauerlicherweise nicht – wenn ja, ich würde solch eine Lärmschlucker-CD kaufen und sie wäre vermutlich mein Lieblingsalbum und ganz weit oben in den persönlichen Charts. Was es jedoch gibt, sind sogenannte »Noise Cancelling Kopfhörer«. Diese besitzen eine Art Modul („ANC“), welches aktiv Lärm ausblendet. Mittlerweile habe ich mir ja auch so ein Gerät besorgt und als Experte in puncto Lärm kann ich sagen, dass dies tatsächlich funktioniert!
Dies sind kabellose Noise Canceling Kopfhörer: Sie besitzen ein Modul, welches Umgebungsgeräusche erkennt und aktiv reduziert ("ANC"). Zusätzlich ertönt darüber (optional) natürlich noch die eigentliche Musik / TV-Ton. Die Ohrmuscheln sind genügend groß ("over ear") und schirmen bereits ohne aktiviertem ANC ab. Sie funktionieren an Geräten mit Bluetooth (TV-Stick, Smartphone, Smart-TV, ...). Dies ist eines der bestbewerteten Modelle.
An dieser Stelle möchte ich auch noch eine tolle Seite empfehlen: MyNoise (englisch). Ich bin durch den Kommentar eines freundlichen Lesers darauf gekommen. Auf dieser Seite werden diverse Tonkulissen bereit gestellt und man kann zudem die einzelnen „Untertöne“ in der Lautstärke regulieren. Es gibt diverese Szenarien wie „Dösen in einem Zelt in der Wüste, während jemand Essen zubereitet“. Es gibt aber auch einfach nur weißes Rauschen zum Abspielen. Es gibt auch eine App für Android-Geräte.
Fazit
Dieser Artikel wird vermutlich (leider) noch weiter geführt werden. Vor vielen Jahren hatte ich einmal gelesen, dass Dieter Hallervorden bisweilen in einem Caravan außerhalb der Stadt an der Friedhofsmauer übernachtet (keine Ahnung, ob da was dran ist). Jetzt kann ich es sehr gut verstehen. Dieser Schauspieler ist ja so witzig wie ich. Vermutlich verbindet uns auch Leid (wie es bei Komikern nun einmal üblich ist): Mir ist es jedes Mal unverständlich, wie laut und rücksichtslos manche Zeitgenossen sind, wie sehr in Telefone gebrüllt- und wie penetrant „Musik“ konsumiert wird. Das ist ja wie Passivrauchen. Bemerke ich Adoleszenzler mit umgehängten Bluetooth-Lautsprechern auf der Straße, suche ich gleich das Weite.
Warum die Leute viel lieber im eigenen Auto fahren anstatt den ÖPNV zu nutzen? Raten Sie einmal. Wenn Sie mich fragen: Wir haben hier sicherlich eine Umweltbelastung. Wir haben noch mehr eine Lärmverschmutzung in den Städten. Und eine solche macht krank. Wo ich mich in 15 Jahren sehe? Hoffentlich auf dem Dorf.
Ich bin froh, dass es diese Noise Canceling Kopfhörer gibt, mittlerweile ja auch zum erschwinglichen Preis. Aufgesetzt, diese NC-Funktion eingeschaltet … und alles um einen herum verschwindet. Ich fahre ohne diesen Dingern nicht mehr Zug. Ohne ist es, außerhalb der ersten Klasse vielleicht als Ausnahme, dort ja nicht mehr auszuhalten.
Mir geht es ebenso.